Kulturen grenzenlos erleben – Ein Gastbeitrag von Johanna Touoda von der Hochschulzeitung „Der Albrecht“
Vor einiger Zeit hat Johanna Touoda von der Hochschulzeitung „Der Albrecht“ der CAU Kiel mit uns gesprochen. Raus gekommen ist dieses tolle Interview über unsere Arbeit, Herausforderungen während Corona, den Themen Glauben und Freiheit und was kulturgrenzenlos so besonders macht.
Ein großes Dankeschön an Johanna und das Team vom Albrecht!
Das komplette Interview findet ihr auf der Website vom Albrecht. Und auch noch einmal als Video auf den Social-Media-Kanälen. Hier geht es zum Instagram-Profil und zur Facebook Seite vom Albrecht.
Die letzten Monate haben so einige Veränderungen mit sich gebracht: Kontaktbeschränkungen, Umstellungen ins Homeoffice, nach Möglichkeiten zu Hause bleiben. Wir haben nun alle irgendwie einen Weg gefunden, uns mit diesen Reglungen zu arrangieren. Doch wie genau funktioniert das bei einer Hochschulgruppe, die auf menschlichen Begegnungen baut? Kulturgrenzenlos ist ein interkulturelles Begegnungsprojekt für junge Menschen in Kiel. Im Interview verraten sie, wie der Verein mit den Reglungen umgeht und was Freiheit für sie bedeutet.
Eike ist Projektkoordinator des Projekts Ideenwerk und seit Anfang März 2020 dabei.
Lena ist Projektkoordinatorin des Projekts Blickwinkel und managt die Öffentlichkeitsarbeit auf Social Media.
Doch zunächst einmal: Was ist kulturgrenzenlos genau?
Eike: Bei kulturgrenzenlos ermöglichen wir Begegnungen zwischen Menschen, die sich sonst in ihrem Leben vielleicht nicht begegnen würden, zum Beispiel junge Menschen mit und ohne Fluchthintergrund. Wir möchten damit ein offenes, solidarisches und friedliches Miteinander in der Gesellschaft fördern. Jede*r kann bei uns mitmachen. Schaut gerne auf unserer Website vorbei.
Wie hat sich kulturgrenzenlos über die letzten fünf Jahre entwickelt?
Lena: Kulturgrenzenlos gibt es seit 2015, also seit fünf Jahren. Und seit Beginn an gibt es auch das Tandem-Projekt, bei dem immer eine Person mit und eine Person ohne Fluchthintergrund zusammen ein Tandem bilden. Seit 2015 haben wir bereits 800 Tandems gebildet, das heißt 1600 Menschen zusammengebracht.
In diesem Jahr sind zwei neue Projekt dazugekommen. Das ist einmal das Ideenwerk. Hier kann man mit eigenen Ideen zu uns kommen und wir unterstützen dann die Personen dabei, ihr eigenes Projekt zu starten. Und das andere neue Projekt heißt Blickwinkel. Dabei geht es um Medienprojekte, die wir umsetzen, um die Vielfalt von Kiel zu zeigen. Wir freuen uns sehr über die neuen Projekte und freuen uns auch immer auf neue Leute, die Lust haben dabei zu sein und bei uns mitzumachen.
Saskia ist seit eineinhalb Jahren bei kulturgrenzenlos ehrenamtlich aktiv und engagiert sich unter anderem im Orga-Team.
Elias engagiert sich bei kulturgrenzenlos in dem neuen Medienprojekt Blickwinkel.
Nun seid ihr mit kulturgrenzenlos ein Projekt, das auf zwischenmenschlichen Begegnungen aufbaut. Da bringt die momentane Covid-19-Situation sicherlich einige Schwierigkeiten mit sich. Wie geht ihr mit dieser Situation um?
Saskia: Die Situation Covid-19 stellt für uns als interkulturelles Begegnungsprojekt schon einige Hürden dar, die wir aber versucht haben in den letzten Monaten so gut es geht zu überwinden. Veranstaltungen, die wir normalerweise in physischer Form anbieten, führen wir jetzt digital durch. Unser Personal arbeitet im Homeoffice und die Eventteam-Treffen finden online statt. Da haben wir also bisher eher weniger Schwierigkeiten gesehen. Die Sprechstunde, die mittwochs und donnerstags normalerweise in der Thinkfarm der Alten Mu stattfindet, musste zunächst aussetzen. Aber da starten wir jetzt wieder neu durch und bieten eine Online-Sprechstunde an.
Ansonsten haben wir noch mehrere Events, die wir jetzt auch online durchführen: In Kooperation mit dem International Center der Uni haben wir zum Beispiel einen Frauentreff, der einmal im Monat stattfindet. Das Interesse war beim ersten Treffen auch groß, sodass wir den weiter so fortsetzen.
Frederike ist seit eineinhalb Jahren bei kulturgrenzenlos und engagiert sich im Eventteam sowie im Vorstand.
Khaled ist 27 Jahre alt und studiert Politik und Islamwissenschaften an der CAU.
Vor Kurzem haben wir uns in der Zeitung intensiver mit Glauben und Freiheit beschäftigt. Zwei Themen, die auch in dieser Situation verstärkt reflektiert werden. Was verbindet ihr mit Glauben beziehungsweise Freiheit?
Elias: Für mich bedeutet Freiheit, dass ich für mich selber Entscheidungen treffen kann, ohne dass sie von jemand anderem bestimmt werden. Ich finde aber auch, dass sobald durch meine freien Entscheidungen die Freiheit von jemand anderem berührt wird, handelt es sich nicht mehr um meine Freiheit. Ich fühle mich dann auch nicht mehr in meiner Freiheit eingeschränkt, wenn ich eine Entscheidung nicht treffen darf, weil sie die Freiheit eines anderen berührt.
Frederike: Ich bin Christin, deshalb spielt der christliche Glaube in meinem Alltag eine große Rolle. Mein Glaube gibt mir Hoffnung und Sicherheit und ich kann sorglos in die Zukunft schauen, da ich weiß, dass es einen liebenden Gott gibt, der für alles einen Plan hat. Und gleichzeitig finde ich es auch immer super spannend, andere Kulturen und Religionen kennenzulernen. Das finde ich super bei kulturgrenzenlos, dass jeder kommen kann wie er ist und man sich austauschen darf und so angenommen wird wie man ist. Das finde ich richtig cool.
Und Freiheit, finde ich, ist super facettenreich. Aber zum Beispiel in Bezug auf Glauben, finde ich, ist es ein riesen Privileg, dass wir in Deutschland die Religionsfreiheit haben. Dass jeder glauben kann und darf, was er möchte und das ausleben darf, ist eine sehr große Freiheit, die wir in Deutschland genießen dürfen.
Khaled: Religion ist für mich eine hervorragende Lebenshilfe, wenn man sie benötigt, dann, wenn man sich selbst nicht weiterhelfen kann. Und Freiheit heißt für mich, dass ich selbst mein Leben bestimme, in dem Sinne, dass ich tagtägliche Entscheidungen treffen kann.
Carla engagiert sich bei kulturgrenzenlos.
Felizitas ist seit drei Jahren dabei und fungiert als Brücke zur Uni Kiel.
Ahmad engagiert sich als Sprach-und Kulturmittler in dem Tandemprojekt.
Abschließend die Frage, warum seid ihr Teil von kulturgrenzenlos? Was macht es für euch besonders?
Carla: Kulturgrenzenlos ist für alle Menschen, die gerne andere Kulturen und Menschen kennenlernen möchten. Ich selber bin bei kulturgrenzenlos aktiv, weil ich es schön finde, zu sehen, wie vielfältig Kiel ist und wie verschiedene Kulturen voneinander lernen können.
Felizitas: Ich mache bei kulturgrenzenlos mit, weil es mir ein ganz großes Anliegen ist, mich für ein solidarisches Miteinander einzusetzen; weil der Spaß immer im Vordergrund steht und ich so viele neue tolle Leute kennengelernt habe und kulturgrenzenlos eine kleine Familie für mich geworden ist.
Ahmad: Ich finde die Atmosphäre im Team sehr entspannt, vor allem, weil wir alle auch im ähnlichen Alter sind. Dass es immer auf der Arbeit oder im Team etwas Neues zu lernen gibt, wie ich mit anderen Kulturen umgehen kann zum Beispiel, das ist, was mir am meisten Spaß macht. Und das, was auch ich hier suche: Eine neue Familie und neue Freunde. Genau deswegen bin ich ein Teil des Teams.
Lena: Ich habe über kulturgrenzenlos quasi meinen kompletten Freundeskreis aufgebaut und das ist eben das Schöne dabei, dass man ganz viele unterschiedliche Menschen trifft, und man sich dadurch gleichzeitig auch für eine vielfältige und offene Gesellschaft hier in Kiel einsetzen kann. Bei kulturgrenzenlos ist jede*r willkommen und darf gerne einmal vorbeikommen.
Vielen Dank für das Gespräch!