Kristine & Faisal

Die Alte Mu, das Kieler Kulturzentrum am Kleinen Kiel. Ein kalter Winterabend. Wir treffen Kristine und Faisal im gemütlich eingerichteten Coworking-Space, der Thinkfarm Kiel. Gleich findet im Nebenraum unser Dabke-Tanzworkshop statt, auf den die Beiden sich schon freuen.
Die Sozialpädagogin aus Rendsburg und der Arabischlehrer aus Aleppo seit September letzten Jahres ein Tandem. Seitdem sieht man sie häufig zusammen. Denn die 30-Jährige möchte unbedingt Arabisch lernen. „Bislang sind unsere Gespräche noch 95% Deutsch und 5% Arabisch. Ich hab‘ es auch ein wenig schleifen lassen. Aber ich gebe nicht auf.“
Auch andersherum kann Faisal, der jetzt seit zwei Jahren in Kiel ist, seine Sprache durch das Tandem verbessern. „Am Anfang haben wir uns immer in der Bibliothek zum Lernen für meinen Deutschtest getroffen.“ „Irgendwann haben wir dann damit aufgehört uns nur auf die Sprache zu konzentrieren und sind dann einfach öfter mal etwas essen gegangen und so“, erinnert sich Kristine. Ihr Tandempartner fügt hinzu: „Man kann noch so viel Deutsch lernen, die Grammatik, den Wortschatz. Aber du lernst die Sprache nie richtig, wenn du sie nicht in Gesprächen benutzen kannst.“ Gerade im ersten Jahr in Deutschland haben Faisal die Kontakte gefehlt, mitunter erlebte er auch Anfeindungen, wurde mit Steinen beworfen und beschimpft. „Oft war es nur Schule, Hausaufgaben und allein Zuhause sein.“
Mittlerweile ist das zum Glück anders, die Beiden haben schon einiges zusammen erlebt. Das letzte gemeinsame kulturgrenzenlos Treffen war das große Tischtennnis-Turnier. Kristine erinnert sich lachend: „Wir haben haushoch verloren, einen Satz sogar 11:0. Aber es war trotzdem super. Wir hatten richtig viel Spaß.“
Und Faisal ergänzt: „Es gibt so viele Aktivitäten im Projekt, mal gemeinsam kochen, mal tanzen, mal zusammen Sport machen. Das zeigt: Du bist nicht allein. Wir sind mit dir. Man findet immer Jemanden zum Sprechen. Ich fühle mich einfach sehr wohl in Kiel.“

(Interview: Alex Pappert, Foto: Henni Wunderow)