Moti-Bank: Interview mit Michelle
In unserer Moti-Bank (= Motivations Powerbank) stellen wir Menschen und ihre Geschichte vor, die sich in ihrer Umgebung engagiert haben, um etwas zu verändern. Ziel ist es durch das Teilen dieser Beispiele andere zu motivieren und zu inspirieren, selbst aktiv zu werden und sich zu engagieren.
In diesem Interview stellen wir euch Michelle aus Deutschland vor. Michelle hat sich seit 2015 mit dem Thema Abschiebung beschäftigt. Es war ihr Wunsch, Menschen zu helfen, die der Gefahr der Abschiebung ausgesetzt waren.
“Aufgrund persönlicher Kontakte mit Geflüchteten ab dem Jahr 2015, habe ich mich mit dem Thema der drohender Abschiebung beschäftigt. Zusammen mit Freund*innen haben wir angefangen, uns mit dem Thema auseinander zu setzen, mit Jurist*innen gesprochen, Kontakte geknüpft und uns in das Asylrecht eingelesen.
Im Ergebnis haben wir verschiedene Kirchenasyle in Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit Kirchen und Klöstern und vielen fleißigen Helfer*innen organisiert. Damit haben wir Abschiebungen, vorrangig nach Ungarn, verhindern können. Später auch Abschiebungen in den Iran. Ich war 36 Jahre alt, als ich damit angefangen habe.
Die Aufgaben, mit denen ich mich beschäftigt habe waren unterschiedlich, aber alle hatten das Ziel, Menschen aus Syrien und dem Iran zu helfen, mit denen ich Kontakt hatte. Mein Engagement bestand aus dem Austausch mit Organisationen, Gesprächen mit Kirchen, Klöstern, Vereinen, dem Besuch von Workshops zum Thema Asylrecht, Kontakten zum Flüchtlingsrat und anderen aktiven Netzwerken in Kiel und Schleswig-Holstein. Aber auch in der Begleitung bei Ämtergängen, Unterstützung beim Schriftverkehr und Telefonate mit dem Auswärtigen Amt. Ich habe außerdem Menschen darin unterstützt Dokumente übersetzen zu lassen und in ihren Gesprächen und Schriftverkehr zu Anwält*innen im In- und Ausland begleitet. Auch habe ich soweit wie möglich (da ich keine Juristin bin) beraten und Gespräche mit Jurist*innen zum Thema Asylrecht geführt.
Natürlich gab es auch viele Schwierigkeiten. Das Asylrecht ist unglaublich kompliziert und änderte sich ständig. Hierbei braucht man viel Konzentration und Hilfe von Profis (Jurist*innen, Menschen und Vereine). Auch die Kommunikation mit Anwält*innen war teilweise kompliziert (die Sprache, Erreichbarkeit, da diese zum Teil im Ausland tätig waren). Auch der Zeitdruck war ein großes Thema. Emotional ist es oft sehr schwierig, diesem Druck stand zu halten, da es in vielen Fällen klar war, welche Konsequenzen die betroffenen Menschen und ihre Angehörigen zu erwarten hätten, wenn wir keinen Erfolg haben. Aber bei meiner Engagement hatte ich auch viel Unterstützung von Freund*innen, Vereinen, Kirchen, Klöstern und Anwält*innen, die immer bereit waren zu helfen.
Alle Menschen, denen ich geholfen habe sind nun in Sicherheit. Viele sind zusätzlich mit ihrer Familie vereint und haben unbeschränkten Aufenthalt in Deutschland oder im Ausland. Das ich aus Sicherheitsgründen nicht mehr in den Iran und die Türkei einreisen kann, ist mir vollkommen bewusst, aber das war mir das alles wert.”
Michelle
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