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Moti-Bank: Interview mit Cyrus

In unserer Moti-Bank (= Motivations Powerbank) stellen wir Menschen und ihre Geschichte vor, die sich in ihrer Umgebung engagiert haben, um etwas zu verändern. Ziel ist es durch das Teilen dieser Beispiele andere zu motivieren und zu inspirieren, selbst aktiv zu werden und sich zu engagieren.
In diesem Interview stellen wir euch Cyrus aus Indien vor. Er hat ihm Rahmen seines Masters in Maschinenbau als Tutor Kommiliton*innen bei ihrem Studium unterstützt und ihnen dabei geholfen wichtige Prüfungen erfolgreich zu bestehen.
“Ich habe meinen Bachelor in Indien gemacht und bin dann für den Master in Maschinenbau hier nach Kiel gekommen. Am Anfang ging es mir nicht gut hier, ich musste viel Neues lernen, bin in einem ganz neuen Land angekommen und habe auf einmal alleine gewohnt. Mir ist auch das Studium am Anfang nicht leicht gefallen und ich hatte einige Probleme. Aber durch diese Schwierigkeiten habe ich gelernt meine Denkweise zu verändern und ich habe meine Fächer erfolgreich abgeschlossen und bin schließlich auch Tutor in einemFach geworden.
Als Tutor und in meinem Studium habe ich viele Leute kennengelernt, die eigentlich gar kein Ingenieur werden möchten, die aber von ihren Eltern oder anderen unter Druck gesetzt werden, dass sie das studieren. Ich habe versucht diese Leute zu unterstützen und sie zu motivieren, indem ich ihnen gezeigt habe, wie sinnvoll das Studium ist und dass sie mit ihrem Studium die Welt sinnvoll verändern können. Als ich selbst als Tutor unterrichtet habe, habe ich versucht den Unterricht so zu gestalten, dass die Leute Spaß hatten und motiviert waren. Außerdem habe ich den Leuten, die Schwierigkeiten hatten, Nachhilfe gegeben, weil ich selbst genau die gleichen Schwierigkeiten am Anfang hatte.
Neben meinen Tätigkeiten als Tutor habe ich Freund*innen dabei unterstützt positiv in die Zukunft zu blicken. Denn ihr Studium hat sie so negativ beeinflusst, dass es ihnen nicht gut getan hat. Ich habe versucht ihnen eine positive Einstellung zugeben. Das wichtigste ist einfach, dass wir glücklich sind. Geld und Karriere ist das eine – aber wirklich wichtig ist, dass wir glücklich sind.
Mein Engagement als Tutor hat mir viel Spaß gemacht. Das Feedback der Student*innen, die ich unterrichtet habe war sehr positiv. Mein schönstes Erlebnis als Tutor aber war, dass alle Student*innen aus meinemKurs die Prüfung erfolgreich bestanden haben.”
Cyrus
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Nafia und Marie-Luise

Nafia und Marie sind jetzt seit ziemlich genau einem Jahr ein Tandem bei kulturgrenzenlos. Die zwei haben ihre Tandem-Freundinnenschaft gerade noch einmal verlängert.

Sie haben sich 2020 kurz vor dem ersten Lockdown als Tandem gebildet. Trotz der Pandemie haben Nafia und Marie den Kontakt zueinander gehalten und sind Freundinnen geworden. Sie konnten sich zwar nur selten treffen, aber stattdessen haben sie die Vorteile der sozialen Medien für sich genutzt, viel geschrieben und telefoniert.
„Im Februar, da waren wir noch mal Kaffee trinken im „Dreimaster“. Da hat Nafia noch in der Unterkunft gewohnt. Ich wohne da ja auch in der Nähe. Wir haben dann noch meine Schwester getroffen und meinen Neffen. Das war sehr schön. Aber im Februar war ja auch Prüfungsphase und wir wollten eigentlich im März wieder mehr machen. Ich hatte erst noch Praktikum und dann war März und der erste Lockdown. Der Kontakt ist deswegen zwischendurch ein bisschen weniger geworden.“, erzählt Marie.

Im Sommer als die Kontaktbeschränkungen etwas lockerer waren, haben Nafia und Marie auch wieder die Chance genutzt, um persönlich gemeinsam etwas zu unternehmen. „Ja, wir sind auch im Sommer einmal in Kiel ins Kino gegangen und haben einen Film zusammen geguckt. Wir haben Popcorn gekauft. Das war sehr schön.“, erzählt Nafia begeistert. „Ja, genau, wir waren im Metro-Kino mit dem Tandemausweis. Für Little Women, oder?“ „Ja so ein Film über starke Frauen, drei Schwestern.“ „Ja, genau, so ein bisschen im Jane Austen-Style, der war echt schön, der Film.“, erinnern sich die zwei.

Ein weiteres Highlight ihrer gemeinsamen Tandempatenschaft war, dass sie eine Wohnung für Nafia und ihren Mann gefunden haben. Marie: „Ja, für mich war der schönste Moment der, in dem Nafia und ihr Mann die Wohnung tatsächlich bekommen haben. Da habe ich mich sehr gefreut.“ Nafia freut sich auch schon darauf, wenn sie Marie zu sich in die Wohnung einladen kann: „Ich wollte gerne Marie in meine neue Wohnung einladen, aber wegen Corona muss man ja leider Abstand halten.“

Am Anfang war die Kommunikation zwischen Nafia und Marie manchmal etwas schwierig. Ganz zu Beginn hatten sie Probleme Gesprächsthemen zu finden und auch sprachlich war es nicht so einfach sich zu unterhalten.

Heute unterhalten Marie und Nafia sich sogar auf zwei Sprachen fließend. „Wir haben ja zum Glück auch eine zweisprachige Tandempartnerschaft. Also wir sprechen oder schreiben manchmal auf Deutsch und manchmal auf Arabisch. Ganz am Anfang war mein Arabisch noch nicht so gut.“, erzählt Marie. „Ja und mein Deutsch ist jetzt auch besser geworden. Wir haben am Anfang dann manchmal sogar noch mit dem Handy übersetzt.“, ergänzt Nafia. Ihr hat es sehr geholfen mit Marie deutsch zu sprechen: „Ich habe sonst nur mit meinen Lehrern deutsch gesprochen.“ Auch Marie konnte ihre Arabischkenntnisse durch die Freundinnenschaft mit Nafia verbessern. „Ja, die Übung macht es. Nafia hat auch noch ihren Deutschkurs gemacht und ich hab‘ noch mehr Arabischkurse gemacht. Deswegen haben wir einfach viel geübt im letzten Jahr und jetzt ist es auch viel leichter für uns.“

Marie und Nafia lernen viel voneinander, auch über die Sprache hinaus. Nafia hat Marie zum Beispiel darüber erzählt, was es bedeutet Jesidin zu sein. Und Nafia möchte gerne von Marie das Fahrradfahren lernen. „In meinem Heimatland dürfen Frauen nicht Fahrrad fahren. Aber hier fahren alle mit dem Fahrrad. Ich würde auch gerne Fahrradfahren, aber ich habe noch Angst.“

Die beiden planen im Sommer das Fahrradfahren zu üben und eine gemeinsame Fahrradtour zu machen.

Wir wünschen euch viel Spaß dabei und weiterhin eine schöne Zeit im Tandem.

Danke, dass ihr ein Teil von kulturgrenzenlos seid! :)

 

Text: Marieke Stöhr

Bild: Nafia und Marie-Luise

Moti-Bank: Interview mit Paniz

In our Moti-Bank (= motivational power bank), we introduce people and their stories who have committed themselves in their environment to change something. By sharing these examples, the aim is to motivate and inspire others to become active and get involved.

In this interview we introduce Paniz Azadegan. Paniz comes from Iran where she wanted to use her swimming skills to combine joy and learning. She taught the children and women how to swim and shared her advice with them voluntarily.

“Generally, children tend to play around and have some fun. Learning how to swim doesn’t sound much fun. In this situation, I have decided to bring up some ideas to attract the children to have fun while at the same time learn how to swim.

I was 19 years old when I started to work there and I bonded with the team quickly. This experience helped me as well because it increased my awareness about children’s behavior. I was working in a sports complex specifically in the pool area in Iran to teach women and children how to swim. I had multiple duties, for example while I was giving lessons to the participants, I had to keep the pool´s safety in order to prevent any accidents. Also, there were many stressful situations especially in the busy hours. It was so challenging to handle the children and the general safety at once.

Moreover, during the courses, there were some students who were afraid to swim and convincing them to do the practices was not a smooth task. But they kept motivating me to do my best and I always got power from their eagerness to learn. That was a great source of help. I have also received great support from my family who always encouraged me to do what I believe in and from my team in order to improve my performance. Whenever I faced hard times, there were some members of my team who always tried to help me out. 

The results were always so satisfying for both sides. I could see great progress in their efforts in a short period of time and at the same time they were so happy to make this progress and achieved something that was hard for them in the beginning. Also we formed a friendship which helped both sides to have a better view on social contact and how to deal with individuals.“

Paniz Azadegan

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Moti-Bank: Interview mit Michelle

In unserer Moti-Bank (= Motivations Powerbank) stellen wir Menschen und ihre Geschichte vor, die sich in ihrer Umgebung engagiert haben, um etwas zu verändern. Ziel ist es durch das Teilen dieser Beispiele andere zu motivieren und zu inspirieren, selbst aktiv zu werden und sich zu engagieren.

In diesem Interview stellen wir euch Michelle aus Deutschland vor. Michelle hat sich seit 2015 mit dem Thema Abschiebung beschäftigt. Es war ihr Wunsch, Menschen zu helfen, die der Gefahr der Abschiebung ausgesetzt waren.

“Aufgrund persönlicher Kontakte mit Geflüchteten ab dem Jahr 2015, habe ich mich mit dem Thema der drohender Abschiebung beschäftigt. Zusammen mit Freund*innen haben wir angefangen, uns mit dem Thema auseinander zu setzen, mit Jurist*innen gesprochen, Kontakte geknüpft und uns in das Asylrecht eingelesen.

Im Ergebnis haben wir verschiedene Kirchenasyle in Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit Kirchen und Klöstern und vielen fleißigen Helfer*innen organisiert. Damit haben wir Abschiebungen, vorrangig nach Ungarn, verhindern können. Später auch Abschiebungen in den Iran. Ich war 36 Jahre alt, als ich damit angefangen habe.

Die Aufgaben, mit denen ich mich beschäftigt habe waren unterschiedlich, aber alle hatten das Ziel, Menschen aus Syrien und dem Iran zu helfen, mit denen ich Kontakt hatte. Mein Engagement bestand aus dem Austausch mit Organisationen, Gesprächen mit Kirchen, Klöstern, Vereinen, dem Besuch von Workshops zum Thema Asylrecht, Kontakten zum Flüchtlingsrat und anderen aktiven Netzwerken in Kiel und Schleswig-Holstein. Aber auch in der Begleitung bei Ämtergängen, Unterstützung beim Schriftverkehr und Telefonate mit dem Auswärtigen Amt. Ich habe außerdem Menschen darin unterstützt Dokumente übersetzen zu lassen und in ihren Gesprächen und Schriftverkehr zu Anwält*innen im In- und Ausland begleitet. Auch habe ich soweit wie möglich (da ich keine Juristin bin) beraten und Gespräche mit Jurist*innen zum Thema Asylrecht geführt.

Natürlich gab es auch viele Schwierigkeiten. Das Asylrecht ist unglaublich kompliziert und änderte sich ständig. Hierbei braucht man viel Konzentration und Hilfe von Profis (Jurist*innen, Menschen und Vereine). Auch die Kommunikation mit Anwält*innen war teilweise kompliziert (die Sprache, Erreichbarkeit, da diese zum Teil im Ausland tätig waren). Auch der Zeitdruck war ein großes Thema. Emotional ist es oft sehr schwierig, diesem Druck stand zu halten, da es in vielen Fällen klar war, welche Konsequenzen die betroffenen Menschen und ihre Angehörigen zu erwarten hätten, wenn wir keinen Erfolg haben. Aber bei meiner Engagement hatte ich auch viel Unterstützung von Freund*innen, Vereinen, Kirchen, Klöstern und Anwält*innen, die immer bereit waren zu helfen.

Alle Menschen, denen ich geholfen habe sind nun in Sicherheit. Viele sind zusätzlich mit ihrer Familie vereint und haben unbeschränkten Aufenthalt in Deutschland oder im Ausland. Das ich aus Sicherheitsgründen nicht mehr in den Iran und die Türkei einreisen kann, ist mir vollkommen bewusst, aber das war mir das alles wert.”

Michelle

 

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Moti-Bank: Interview mit Yalda Farangis Sawgand

In unserer Moti-Bank (= Motivations Powerbank) stellen wir Menschen und ihre Geschichte vor, die sich in ihrer Umgebung engagiert haben, um etwas zu verändern. Ziel ist es durch das Teilen dieser Beispiele andere zu motivieren und zu inspirieren, selbst aktiv zu werden und sich zu engagieren.

 

In diesem Interview stellen wir euch Yalda Farangis Sawgand aus Afghanistan vor. Sie hat sich in Afghanistan als Aktivistin und Politikerin insbesondere für die Rechte von Frauen und Kindern engagiert und als Lyrikerin mit ihren Texten und Gedichten wichtige Aufklärungsarbeit geleistet.

“ Ich wünschte mir von klein auf die Taliban weg, um mit anderen Kindern draußen frei herumlaufen zu können, ohne Kopftuch, in der Natur zu sein, auf Bäume zu klettern, am Wasser zu spielen, auch als Mädchen zur Schule gehen zu können und dieselben Rechte wie die Jungen zu haben.

Kinderarbeit, Misshandlung von Kindern, Zwangsverheiratung, Versklavung, sexueller Missbrauch waren mir schon sehr früh ein Dorn im Auge. In der Oberstufe des Gymnasiums habe ich die Organisation Chorschid (Sonne) gegründet, und mit 12 Schülerinnen gingen wir in unserem Umfeld dagegen vor.

 

In der Deutschen Welle, dem Sender des deutschen Militärs in Afghanistan, dokumentierte ich die oben genannten Missstände und sprach regelmäßig darüber, auch in den Tagesnachrichten. Meine Aktivitäten als Lyrikerin, in dem von mir gegründeten Verband junger engagierter Schriftsteller*innen, sowie als Abgeordneten im Jugendparlament und dann im Parlament waren sehr unterschiedlich.

Beratung von Frauen in Gefängnissen und von Gewalt betroffenen Frauen, Organisation von Seminaren und Workshops zur politischen Bildung für Jugendliche, Veröffentlichung von Texten in afghanischen Tages- und Wochenzeitungen, Gedichte und Kurzgeschichten in englischsprachigen Websites und Zeitungen. Eines meiner Hauptanliegen war auch die Benennung der Mutter in den Geburtsurkunden. Bisher werden dort nur die männlichen Vorfahren erwähnt.

Außerdem leistete ich im Rundfunk der Deutschen Welle, aber auch durch Demonstrationen, Flugblättern und öffentlichen Reden Aufklärungsarbeit über zivile Rechte und Bürgerpflichten. Themen waren unter anderem die Eigenverantwortung der Gemeinden z.B. für Müllbeseitigung und eine funktionierende Kanalisation, scharfe Kontrollen der öffentlichen Mittel und der Kampf gegen die Korruption, eine gleiche Bezahlung der Frauen und Zugang zum Militär, Stipendien auch für Studentinnen, Vergabe von Stipendien nur bei entsprechender Leistung, ohne Bestechung, staatlich verpflichtender Zugang aller Kinder zur Schulbildung und Wahrung der Rechte der Kinder auch gegen elterliche Willkür.

Mit meinem Engagement habe ich Frauen, Kindern, Jugendlichen, Inhaftierten, Gehörlosen, Menschen mit Behinderung, Obdachlosen, hungernden Familien und Drogenabhängigen geholfen .

Während meines Kampfes hatte ich viele Schwierigkeiten, denn die öffentliche Meinung über engagierte Frauen ist in Afghanistan eher herabwürdigend, da sie nicht der Norm entsprechen. Auch demokratisch gesinnte Männer halten ihre Frauen gern unter Verschluss. 

Als engagierte Frau wirst du beobachtet, aber nicht offen kritisiert. Anonyme Einschüchterungsversuche bis hin zum Rufmord habe ich erlebt. Meine zwei Jahre als jüngste Abgeordnete haben mir gezeigt, dass ich mich isolieren muss, um nicht mit korrupten Politiker*innen an einem Strang zu ziehen.

Aber ich hatte immer Hilfe und Unterstützung um weiterzumachen, z.B. von meiner Familie, meinen Studienkolleg*innen, zivilen Aktivist*innen und Bürger*innen. Dennoch geriet ich in Lebensgefahr und aufgrund meiner früheren Arbeit bei der Deutschen Welle gelang es mir, als anerkannter Flüchtling nach Deutschland auszureisen.

Ich bedauere, dass ich meine Arbeit dort nicht fortsetzen konnte. Es bleibt so viel zu tun. Aber ich hoffe, dass meine vielen Wähler*innen unsere gemeinsamen Ziele im Auge behalten und Wege finden, sie in vielen Bereichen durchzusetzen.”

Yalda Farangis Sawgand

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