Basel und Marco

Das sind Marco und Basel. Seit fast zwei Jahren sind sie ein Tandem bei kulturgrenzenlos. Die beiden haben ihre gemeinsame Leidenschaft für Schach entdeckt und nehmen das Spiel auch sehr ernst: „Einmal kam im Café eine Frau zu uns und hat gefragt, ob wir nach dem Spiel immer noch Freunde sind, so fokussiert sind wir beim Spielen“ erzählt Basel lachend. Mindestens einmal in der Woche treffen sie sich zum Kaffee trinken, quatschen und Schach spielen.

Marco schwärmt, dass ihn Basel immer mal wieder zum Kochen einlädt: „Das ist immer ein Highlight für mich, weil er mich dann in seine Heimat mitnimmt und mir seine Kultur zeigt. Und das ist halt echt spannend!“ Basel erzählt begeistert von der Silvesterparty mit Marco: „Das war meine erste Party mit Deutschen und das hat sehr viel Spaß gemacht. Es gab ein Buffet, wir haben gespielt, Musik gehört und natürlich diesen einen Film geschaut…“ „Du meinst Dinner for one?“, fragt Marco lachend. „Ja genau, sehr lustig!“, grinst Basel.

Angefangen hat alles damit, dass Marco sich gerne engagieren wollte. „Ich wollte etwas ehrenamtliches machen und bin dann durch Zufall auf kulturgrenzenlos gestoßen und die haben mir den Kontakt zu Basel vermittelt“, erzählt Marco. „Klar ist das am Anfang ein bisschen schwierig ins Gespräch zu kommen, man muss sich ja erst einmal kennenlernen – aber nach wenigen Treffen war eigentlich klar, dass das passt“, erinnert sich Marco. Basel ergänzt: „Das Gute ist, dass wir uns für ähnliche Sachen interessieren“. Hin und wieder spielen die beiden auch gemeinsam Tischtennis in der Alten Mu, ein weiteres Hobby, das sie verbindet.

„Kulturgrenzenlos, das bedeutet für mich einfach Freundschaft“, erklärt Basel, „auch weil man hier so viele freundliche Menschen kennenlernen kann. Und ich freue mich natürlich immer sehr mit Marco Zeit zu verbringen.“ Marco fügt strahlend hinzu: „Es bringt einfach sau viel Spaß und man lernt viele nette Menschen kennen. Für mich ist das auch kein Ehrenamt mehr, weil ich mich einfach super gerne mit Basel treffe und da eine echte Freundschaft entstanden ist“.

 

Interview: Lena Stöcker

Fotos: Saad Kanbar

Nina und Mahmoud

Das sind Nina und Mahmoud. Seit November 2018 sind die beiden nun ein Tandem bei kulturgrenzenlos und treffen sich meist spontan, immer dann, wenn sie Zeit und Lust haben. Bei ihren Treffen quatschen sie über alles Mögliche. Spannend findet Nina vor allem Mahmouds Arbeit am Geomar, dem Zentrum für Ozeanforschung in Kiel: „Ich verstehe überhaupt nicht, was für verrückte Unterwasser-Roboter sie da herstellen, aber ich finde es immer immer wieder aufregend, mehr darüber zu erfahren“, erzählt sie begeistert. Nina selbst studiert an der CAU Migration und Diversität.

Dass die beiden sich von Beginn an so gut verstanden haben, hat Nina zunächst etwas überrascht. Sie erzählt, dass sie schon einmal bei einem anderen Projekt ein Tandem hatte, mit dem es leider nicht so gut funktioniert hat. Umso mehr hat sie sich gefreut, dass sie und Mahmoud sich sofort so viel zu erzählen hatten. Mahmoud ergänzt: „Inzwischen fühlen wir uns auch gar nicht mehr richtig als Tandem, sondern eher als Freunde.“

Mahmoud erzählt, dass er sich bei kulturgrenzenlos angemeldet hat, weil er einfach den Wunsch hatte, neue Leute kennenzulernen und sein Deutsch zu verbessern. Nina wollte bei kulturgrenzenlos mitmachen, weil sie selbst neu in Kiel war: „Ich dachte das passt gut, wenn man mit jemandem, der auch noch nicht so lange in Kiel ist, gemeinsam die Stadt kennenlernen kann“. Von Anfang an haben die beiden gerne gemeinsam die Get Together Events von kulturgrenzenlos besucht. Durch die vielen Aktivitäten und die verschiedenen Menschen fällt ihnen das Kennenlernen leichter.

Nina erzählt, dass sie es richtig schön fand, als sie mit einer Freundin bei Mahmoud zum Essen war und sie danach noch eine andere Freundin von Mahmoud besucht haben, wo sie den Abend am Lagerfeuer an der Eider verbracht haben. „Besonders schön war es auch, als wir mal zusammen in der Oper waren“, ergänzt Mahmoud. Doch etwas haben die beiden schon länger vor, aber bisher noch nicht geschafft: Endlich mal Stand up Paddling auszuprobieren. „Das ist auf jeden Fall fest eingeplant für den nächsten Sommer“, sagt Nina und Mahmoud stimmt fröhlich zu.

Interview: Khaled Hasso und Lena Stöcker
Foto: Khaled Hasso

Mohammad und Finja

An einem sonnigen Februartag in Kiel treffen wir Mohammad und Finja in der Alten Mu. Die beiden sind jetzt seit drei Monaten ein Tandem bei kulturgrenzenlos. Sie unternehmen am liebsten „chillige Sachen“, erzählt Mohammed: Ein Spaziergang an der Förde oder ein Ausflug zum Strand. “Wir verabreden uns einfach spontan per WhatsApp, so wie es für jeden am besten passt.”
Wenn die beiden nicht gerade bei kulturgrenzenlos aktiv sind, gibt es trotzdem genug zu tun. Neben seinem Engagement meistert Mohammad gerade zwei Jobs gleichzeitig: Pizzalieferant als Nebenjob und Inventurhelfer in Vollzeit. Mohammad freut sich ganz besonders auf seinen Studienbeginn in Elektrotechnik ab dem kommenden Sommersemester, denn in den Fächern Physik, Chemie und Mathe hat er seine große Leidenschaft entdeckt.
Finja lacht: „Das ist genau das Gegenteil von mir. Das wäre mein absoluter Albtraum!“ Sie hat im letzten Semester ihren Bachelor in Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation an der FH Kiel angefangen. Nebenbei managt sie das Marketing für einen selbstgebauten Elektro-Rennwagen, der im Sommer durch ganz Europa auf Rennen geht. „Und das ist auch cool, wenn die Meinungen und die Vorstellungen unterschiedlich sind. Das wird sonst auch langweilig. Ich möchte mit meinem Tandem darüber sprechen, was ich nicht kenne und worüber ich mich vorher noch nicht unterhalten habe.“ erklärt Mohammad.

„Jeder, der aus einem anderen Land kommt bringt unterschiedliche Erfahrungen mit. In den Medien bekommen wir immer ein Bild vorgelegt, wie das alles abgelaufen ist und ich fand es interessant eine Perspektive kennenzulernen, die total anders ist als alles, was ich erwartet hatte.“ schätzt Finja ganz besonders am Tandemprojekt. kulturgrenzenlos bedeutet für sie auf eine ganz unkomplizierte Art und Weise Menschen kennenzulernen: „Für mich ist es eine unglaublich schöne Gemeinschaft, wo man sich immer wohl fühlen kann.“ Mohammad ergänzt: „Und das Gute ist bei kulturgrenzenlos auch, dass man immer teilnehmen kann, wenn man Zeit hat.“
Zum Studium wird Mohammad bald nach Osnabrück ziehen. Trotzdem möchten die beiden unbedingt in Kontakt bleiben: „Auf jeden Fall schreibe ich Finja, wenn ich nach Kiel komme. Dann möchte ich sie treffen, weil Finja einfach ein sehr netter Mensch ist. Und das sage ich nicht nur, weil sie neben mir sitzt.“ grinst Mohammad.
#integrationdurchfreundschaft

Interview: Khaled Hasso und Jana Nau
Foto: Jana Nau

Malte und Farhan

Die Sonne strahlt uns in unsere Gesichter, wir sitzen im grünen Innenhof der Alten Mu und sind ganz erstaunt über diesen wunderschönen Sommer in Kiel. Heute treffen wir Malte und Farhan, beide sind 29 Jahre alt und seit knapp acht Monaten ein Tandem bei kulturgrenzenlos.

Malte ist Doktorand im Fach Jura und Farhan war Arabischlehrer in Syrien und begeistert sich für Literatur. Farhan schwärmt, dass er großes Glück hatte einen Tandempartner wie Malte gefunden zu haben. Die beiden haben schon viel miteinander unternommen. Malte erzählt wie Farhan ihn auf einen kurdischen Tee eingeladen hat: „Er sagt immer: Nimm mehr Zucker!“. „Ja, genau!“, lacht Farhan. Gemeinsam sind die beiden auch auf dem Konzert von „Kiel hilft Flüchtlingen“ gewesen. „Farhan war ziemlich geschockt am Anfang, weil alles so laut und rockig war“, erzählt Malte, „aber am Ende haben wir dann zusammen die arabischen Volkstänze getanzt“. „Das hat richtig viel Spaß gemacht“, erinnert sich Farhan. Am Ende des Abends konnte Malte sogar ein paar arabische Tanzschritte.

Auf die Frage, was beide voneinander gelernt haben, werden Farhan und Malte plötzlich sehr nachdenklich: „Für mich war es sehr interessant die Geschichten des Krieges und der Flucht von einer Person zu hören, die das wirklich erlebt hat, und nicht nur aus den Medien. Man nimmt das ganz anders wahr”, erklärt Malte.

Farhan ist überwältigt, dass er in Deutschland nach langer Zeit eine besondere Erfahrung machen konnte, die ihm wieder Hoffnung gegeben hat: „I never thought that there are people who take care about another one. Just for nothing, just for respect and humanity.“ Er ist dankbar dafür, dass er nicht mehr das Gefühl hat alleine zu sein. „Es ist so einfach zu helfen. Eigentlich gewinnt man einfach einen neuen Freund“, meint Malte.

Madelaine und Elias

Dürfen wir vorstellen: Madelaine-Rachel und Elias. Wir treffen die beiden, die seit April 2017 ein Tandem sind, in den Räumen der Alten Mu. Seitdem die beiden sich über kulturgrenzenlos kennengelernt haben, ist aus der Tandempartnerschaft eine Freundschaft geworden. Ihre Terminkalender sind wegen Madelaines Psychologiestudium und Elias‘ Deutschkurs, den er absolviert, um bald Bauingenieurwesen zu studieren, leider relativ voll. Dementsprechend findet sich oft eher abends Zeit für ein gemeinsames Treffen. Die beiden gehen öfter zusammen etwas trinken und haben schon so einige Bars abgeklappert. Sehr gut in Erinnerung ist beiden Elias‘ erste Kieler Hausparty geblieben.

“Besonders schön war auch, wie Madelaine eine Überraschungsparty an meinem Geburtstag organisiert hat”, erzählt Elias. “In Syrien ist es anscheinend ganz normal, dass andere deinen Geburtstag organisieren. Darauf bin ich schon etwas neidisch, weil es den Geburtstag noch spannender macht“, schwärmt Madelaine von dieser syrischen Tradition.

Neben einer neuen Freundschaft profitieren die beiden auch persönlich sehr davon, dass sie sich über das Tandemprojekt kennengelernt haben. Elias konnte seine Deutschkenntnisse verbessern und ist außerdem begeistert von der Spontanität seiner Tandempartnerin: “Einmal habe ich sie gefragt, ob sie mit mir in einer Stunde eine Wohnung besichtigen würde. Sie hat sofort „Ja“ gesagt und war dabei,“ kommentiert Elias Madelaines aus seiner Sicht für Deutsche eher untypische Verhalten und schmunzelt dabei. Madelaine hingegen nimmt sich Elias’ Zielstrebigkeit zum Vorbild: „ Sein Fleiß ist eine Eigenschaft, die ich sehr schätze. Ich versuche oft mir daran ein Beispiel zu nehmen, aber so richtig klappt es noch nicht“, erklärt sie mit einem Lächeln im Gesicht.

Die beiden sind glücklich, dass sie die Möglichkeit hatten sich über kulturgrenzenlos kennenzulernen, sind aber auch zugleich etwas traurig, weil Elias nun einen Studienplatz in Essen bekommen hat und leider umziehen musste. Wir hoffen, dass Elias es spätestens in den nächsten Semesterferien schafft, uns in Kiel zu besuchen und vielleicht sehen wir uns dann alle auf einer der kulturgrenzenlos-Veranstaltungen wieder.

(Interview: Hauke Dentzin, Foto: Henni Wunderow)

Kristine & Faisal

Die Alte Mu, das Kieler Kulturzentrum am Kleinen Kiel. Ein kalter Winterabend. Wir treffen Kristine und Faisal im gemütlich eingerichteten Coworking-Space, der Thinkfarm Kiel. Gleich findet im Nebenraum unser Dabke-Tanzworkshop statt, auf den die Beiden sich schon freuen.
Die Sozialpädagogin aus Rendsburg und der Arabischlehrer aus Aleppo seit September letzten Jahres ein Tandem. Seitdem sieht man sie häufig zusammen. Denn die 30-Jährige möchte unbedingt Arabisch lernen. „Bislang sind unsere Gespräche noch 95% Deutsch und 5% Arabisch. Ich hab‘ es auch ein wenig schleifen lassen. Aber ich gebe nicht auf.“
Auch andersherum kann Faisal, der jetzt seit zwei Jahren in Kiel ist, seine Sprache durch das Tandem verbessern. „Am Anfang haben wir uns immer in der Bibliothek zum Lernen für meinen Deutschtest getroffen.“ „Irgendwann haben wir dann damit aufgehört uns nur auf die Sprache zu konzentrieren und sind dann einfach öfter mal etwas essen gegangen und so“, erinnert sich Kristine. Ihr Tandempartner fügt hinzu: „Man kann noch so viel Deutsch lernen, die Grammatik, den Wortschatz. Aber du lernst die Sprache nie richtig, wenn du sie nicht in Gesprächen benutzen kannst.“ Gerade im ersten Jahr in Deutschland haben Faisal die Kontakte gefehlt, mitunter erlebte er auch Anfeindungen, wurde mit Steinen beworfen und beschimpft. „Oft war es nur Schule, Hausaufgaben und allein Zuhause sein.“
Mittlerweile ist das zum Glück anders, die Beiden haben schon einiges zusammen erlebt. Das letzte gemeinsame kulturgrenzenlos Treffen war das große Tischtennnis-Turnier. Kristine erinnert sich lachend: „Wir haben haushoch verloren, einen Satz sogar 11:0. Aber es war trotzdem super. Wir hatten richtig viel Spaß.“
Und Faisal ergänzt: „Es gibt so viele Aktivitäten im Projekt, mal gemeinsam kochen, mal tanzen, mal zusammen Sport machen. Das zeigt: Du bist nicht allein. Wir sind mit dir. Man findet immer Jemanden zum Sprechen. Ich fühle mich einfach sehr wohl in Kiel.“

(Interview: Alex Pappert, Foto: Henni Wunderow)

Habtom und Judith

„Mein Lieblingserlebnis gemeinsam als Tandem? Das erste Mal deutsches Silvester feiern. 2015 war das. Mit Raketen, Tanzen und diesem Alkohol mit Zucker und Feuer… Wie heißt das noch gleich?“ Habtom wendet sich an seine Tandempartnerin Judith. Sie überlegt kurz. „Feuerzangenbowle?“ „Jaa, genau!“, ruft Habtom und seine Augen strahlen.
Die Beiden sind seit fast drei Jahren ein Tandemteam und eines der ersten in der Geschichte von kulturgrenzenlos.
„Mittlerweile sind wir einfach Freunde. Man trifft sich nicht, weil man ein Tandem ist, sondern weil man Lust hat, etwas zusammen zu unternehmen.“, erzählt die 25-jährige Verwaltungsstudentin Judith.
Als sie hörte, dass ihr zukünftiger Tandempartner aus Eritrea stammt, musste sie zunächst googlen, wo das Land eigentlich genau liegt. Mittlerweile hat sie viel gelernt über Eritrea, die Kultur und die Leute. „Toll war, als mich Habtom zu einer eritreische Hochzeit mitgenommen hat“.
Verständigungsprobleme gab es von Beginn an kaum. Außer einmal, wie sich Habtom lachend an das allererste Treffen erinnert. „Ich hatte keine Ahnung was vegan ist. Vegetarier, klar, schon mal gehört. Aber vegan?“ Judith weiß sofort, worum es geht. „Und du warst auch noch so frech, mir nach dem ersten Treffen ein Video zu schicken, in dem gesagt wurde, dass auch Pflanzen Gefühle haben!“, Habtom grinst „Stimmt! Am Ende hast du mich gefragt: Willst du, dass ich nur noch Wasser trinke?!“
Mittlerweile setzt Habtom in Kiel sein in der Heimat begonnenes Medizinstudium fort und ist überzeugt, dass ihm das Tandemprojekt eine große Hilfe war. „Am Anfang ist es richtig schwer, mit Leuten in Kontakt zu kommen. Da hilft das Projekt sehr. Allein schon die großen Treffen alle zwei Wochen sind super: Man kommt gemeinsam in einen Raum und weiß: Hier sind nette Leute, die offen und hilfsbereit sind, die man kennenlernen kann.“ Und an Judith gewandt ergänzt er: „Und wenn man jemanden hat, der einem hilft, dann hat man auch wieder Selbstvertrauen und kann alles schaffen.“
(Interview: Alex Pappert, Foto: Henni Wunderow)