John und Adrian

Wir haben das Interview auf Englisch geführt. Weiter unten findest du die deutsche Übersetzung.

John and Adrian are a tandem with kulturgrenzenlos since October 2020. While John has been in Kiel for four years already, Adrian just moved to our city last summer to find a job as an engineer. “I quickly joined the tandem project because it was an amazing opportunity to get to know interesting people that otherwise I wouldn’t have had a chance to meet. Especially coming to a city without attending a university, it was hard to meet new people outside of work.”

John and Adrian share their passion for the Swahili language. “I was surprised when we first met. There are not a lot of Germans that speak Swahili”, John remembered. The Kenyan mathematician enjoys taking Adrian to new places in Kiel like the botanical garden. Adrian says that “it’s a lot of fun meeting with John. He is one of the few people I am frequently meeting. Every Friday we take a walk, mostly along Kiel Fjord. Not even rain can stop us from doing so.” “During our walks, we like to talk about anything that is of interest in the day. Sometimes we talk about politics, sometimes just about the weather.”, adds John.

Because of long days of online work and studies in this Corona time, Adrian and John don’t take part in our online tandem meetings. Instead, they prefer to do other activities together, far from screens and online meetings.

For example, they participated in a demonstration on the occasion of the shooting in Hanau and showed commitment to a united society. “On that day, I learned some politically important words in Swahili, like maandamano, which means demonstration. And also beyond the new vocabulary, our friendship is very enriching.”, says Adrian.

When the two are not strolling or going to demonstrations together, you can find them in one of their kitchens. Adrian and John love to prepare Kenyan dishes like Chapati or Ugali. Adrian remembers: “When I was living in Kenya, I learned how to prepare those dishes, so I had an idea of what to do. But when we made it together, John showed me some other ways I could also prepare it. That was cool!”

One highlight of their tandem activity was a private cooking event with another tandem from kulturgrenzenlos. “Here, I got to know some more people from different cultures, which was a nice learning experience for me”, says John.

As for the future, the tandem has already planned some more cooking sessions with dishes from various countries. And for the summer, a cycling tour through the whole of Kiel is planned.

John and Adrian, we are very happy to have you as a tandem with kulturgrenzenlos and wish you a lot of fun for your activities.

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John und Adrian sind seit Oktober 2020 ein Tandem bei kulturgrenzenlos. Während John schon seit vier Jahren in Kiel ist, ist Adrian erst im letzten Sommer in unsere Stadt gezogen, um einen Job als Ingenieur zu finden. „Ich habe mich schnell dem Tandemprojekt angeschlossen, weil es eine tolle Möglichkeit ist, interessante Menschen kennenzulernen, die ich sonst nicht kennengelernt hätte. Vor allem, wenn man in eine Stadt kommt, in der man keine Universität besucht, war es schwer, neue Leute außerhalb der Arbeit kennenzulernen.“

John und Adrian teilen ihre Leidenschaft für die Suaheli-Sprache. „Ich war überrascht, als wir uns das erste Mal getroffen haben. Es gibt nicht viele Deutsche, die Suaheli sprechen“, erinnert sich John. Der kenianische Mathematiker mag es, Adrian an neue Orte in Kiel mitzunehmen, wie zum Beispiel in den Botanischen Garten. Adrian sagt, dass „es viel Spaß macht, sich mit John zu treffen. Er ist einer der wenigen Menschen, die ich häufig treffe. Jeden Freitag machen wir einen Spaziergang, meistens an der Kieler Förde entlang. Nicht einmal Regen kann uns davon abhalten.“ „Während unserer Spaziergänge sprechen wir gerne über alles, was uns an diesem Tag beschäftigt. Manchmal reden wir über Politik, manchmal nur über das Wetter“, ergänzt John.

Wegen der langen Online-Arbeits- und Studientage in dieser Corona-Zeit nehmen Adrian und John nicht an unseren Online-Tandemtreffen teil. Stattdessen unternehmen sie lieber andere Aktivitäten zusammen, fernab von Bildschirmen und Online-Treffen.

So nahmen sie zum Beispiel an einer Demonstration anlässlich des Anschlags in Hanau teil und setzten sich für eine solidarische Gesellschaft ein. „An diesem Tag habe ich einige politisch wichtige Wörter auf Suaheli gelernt, wie maandamano, was Demonstration bedeutet. Und auch über den neuen Wortschatz hinaus ist unsere Freundschaft sehr bereichernd“, sagt Adrian.

Wenn die beiden nicht gerade gemeinsam spazieren gehen oder zu Demonstrationen fahren, findet man sie in einer ihrer Küchen. Adrian und John lieben es, kenianische Gerichte wie Chapati oder Ugali zuzubereiten. Adrian erinnert sich: „Als ich in Kenia lebte, habe ich gelernt, wie man diese Gerichte zubereitet, also hatte ich eine Vorstellung davon, was zu tun ist. Aber als wir sie zusammen kochten, zeigte mir John ein paar andere Möglichkeiten, wie ich sie auch zubereiten kann. Das war cool!“

Ein Highlight ihrer Tandem-Aktivität war ein privates Kochevent mit einem anderen Tandem von kulturgrenzenlos. „Hier habe ich noch mehr Leute aus anderen Kulturen kennengelernt, was für mich eine schöne Lernerfahrung war“, sagt John.

Für die Zukunft hat das Tandem bereits einige weitere Kochsessions mit Gerichten aus verschiedenen Ländern geplant. Und im Sommer wollen sie unbedingt eine Fahrradtour durch ganz Kiel machen!

John und Adrian, wir freuen uns sehr, euch als Tandem bei kulturgrenzenlos zu haben und wünschen euch viel Spaß bei euren Aktivitäten!

 

Text & Foto: Kathi Theune

Kiarash und Anne-Sophie

Kiarash und Anne-Sophie sind seit November 2020 Tandempartner*innen. Anne-Sophie ist aus Augsburg hergezogen und hat sich direkt beim Tandemprojekt angemeldet. Sie wusste, dass sie durch den Lockdown nicht so leicht Menschen in Kiel kennenlernen würde. „Ihr habt euch sehr schnell zurückgemeldet“, freute sich Anne-Sophie. Auch Kiarash freute sich über die schnelle Rückmeldung, da er gerne sein Deutsch verbessern und neue Kontakte in der Stadt knüpfen wollte.

Von Anfang an haben sich Anne-Sophie und Kiarash viel unterhalten. „Ich finde es erstaunlich, wie gut ihr die Tandempartner*innen zuteilt. Wir hatten von Anfang an Gesprächsthemen und haben einfach stundenlang gequatscht“, sagt Anne-Sophie glücklich. Zunächst haben sich die beiden Studierenden online getroffen, dann aber schnell auch in echt. Sie gehen gerne spazieren, kochen zusammen und sind auch ein paar Mal beim Jogging sportlich aktiv gewesen. Gemeinsame Unternehmungen sind während Corona natürlich schwierig, aber auf die Frage was ihr schönstes gemeinsames Erlebnis war, sagten beide lachend: „Wir haben den schlechtesten Film der Welt angeschaut!” „Obwohl er schon nach den ersten 5 Minuten total schlecht war, haben wir ihn komplett durchgeschaut“, sagt Kiarash amüsiert.

Beide schätzen es, dass sie immer voneinander lernen können. „Eigentlich lernt man bei jeder Unterhaltung etwas Neues, da kann ich jetzt nichts Bestimmtes nennen. Aber ich kann immer etwas mitnehmen aus unseren interessanten Gesprächen“, sagt Anne-Sophie und Kiarash kann das nur bestätigen.

Die beiden hoffen, noch mehr miteinander unternehmen zu können, wenn der Lockdown vorüber ist. Wir wünschen euch viel Spaß und Erfolg dabei!

Danke, dass ihr ein Teil von kulturgrenzenlos seid. 😊

 

Text: Juliane Schwarz

Bild: Anne-Sophie und Kiarash

Nafia und Marie-Luise

Nafia und Marie sind jetzt seit ziemlich genau einem Jahr ein Tandem bei kulturgrenzenlos. Die zwei haben ihre Tandem-Freundinnenschaft gerade noch einmal verlängert.

Sie haben sich 2020 kurz vor dem ersten Lockdown als Tandem gebildet. Trotz der Pandemie haben Nafia und Marie den Kontakt zueinander gehalten und sind Freundinnen geworden. Sie konnten sich zwar nur selten treffen, aber stattdessen haben sie die Vorteile der sozialen Medien für sich genutzt, viel geschrieben und telefoniert.
„Im Februar, da waren wir noch mal Kaffee trinken im „Dreimaster“. Da hat Nafia noch in der Unterkunft gewohnt. Ich wohne da ja auch in der Nähe. Wir haben dann noch meine Schwester getroffen und meinen Neffen. Das war sehr schön. Aber im Februar war ja auch Prüfungsphase und wir wollten eigentlich im März wieder mehr machen. Ich hatte erst noch Praktikum und dann war März und der erste Lockdown. Der Kontakt ist deswegen zwischendurch ein bisschen weniger geworden.“, erzählt Marie.

Im Sommer als die Kontaktbeschränkungen etwas lockerer waren, haben Nafia und Marie auch wieder die Chance genutzt, um persönlich gemeinsam etwas zu unternehmen. „Ja, wir sind auch im Sommer einmal in Kiel ins Kino gegangen und haben einen Film zusammen geguckt. Wir haben Popcorn gekauft. Das war sehr schön.“, erzählt Nafia begeistert. „Ja, genau, wir waren im Metro-Kino mit dem Tandemausweis. Für Little Women, oder?“ „Ja so ein Film über starke Frauen, drei Schwestern.“ „Ja, genau, so ein bisschen im Jane Austen-Style, der war echt schön, der Film.“, erinnern sich die zwei.

Ein weiteres Highlight ihrer gemeinsamen Tandempatenschaft war, dass sie eine Wohnung für Nafia und ihren Mann gefunden haben. Marie: „Ja, für mich war der schönste Moment der, in dem Nafia und ihr Mann die Wohnung tatsächlich bekommen haben. Da habe ich mich sehr gefreut.“ Nafia freut sich auch schon darauf, wenn sie Marie zu sich in die Wohnung einladen kann: „Ich wollte gerne Marie in meine neue Wohnung einladen, aber wegen Corona muss man ja leider Abstand halten.“

Am Anfang war die Kommunikation zwischen Nafia und Marie manchmal etwas schwierig. Ganz zu Beginn hatten sie Probleme Gesprächsthemen zu finden und auch sprachlich war es nicht so einfach sich zu unterhalten.

Heute unterhalten Marie und Nafia sich sogar auf zwei Sprachen fließend. „Wir haben ja zum Glück auch eine zweisprachige Tandempartnerschaft. Also wir sprechen oder schreiben manchmal auf Deutsch und manchmal auf Arabisch. Ganz am Anfang war mein Arabisch noch nicht so gut.“, erzählt Marie. „Ja und mein Deutsch ist jetzt auch besser geworden. Wir haben am Anfang dann manchmal sogar noch mit dem Handy übersetzt.“, ergänzt Nafia. Ihr hat es sehr geholfen mit Marie deutsch zu sprechen: „Ich habe sonst nur mit meinen Lehrern deutsch gesprochen.“ Auch Marie konnte ihre Arabischkenntnisse durch die Freundinnenschaft mit Nafia verbessern. „Ja, die Übung macht es. Nafia hat auch noch ihren Deutschkurs gemacht und ich hab‘ noch mehr Arabischkurse gemacht. Deswegen haben wir einfach viel geübt im letzten Jahr und jetzt ist es auch viel leichter für uns.“

Marie und Nafia lernen viel voneinander, auch über die Sprache hinaus. Nafia hat Marie zum Beispiel darüber erzählt, was es bedeutet Jesidin zu sein. Und Nafia möchte gerne von Marie das Fahrradfahren lernen. „In meinem Heimatland dürfen Frauen nicht Fahrrad fahren. Aber hier fahren alle mit dem Fahrrad. Ich würde auch gerne Fahrradfahren, aber ich habe noch Angst.“

Die beiden planen im Sommer das Fahrradfahren zu üben und eine gemeinsame Fahrradtour zu machen.

Wir wünschen euch viel Spaß dabei und weiterhin eine schöne Zeit im Tandem.

Danke, dass ihr ein Teil von kulturgrenzenlos seid! :)

 

Text: Marieke Stöhr

Bild: Nafia und Marie-Luise

Omayma und Janne

Omayma und Janne sind seit letztem Sommer ein Tandem bei kulturgrenzenlos. Schon bei ihrem ersten Treffen, sagt Janne, konnten sie sich stundenlang unterhalten. Auch Omayma war überrascht, wie schnell sich ihre Freundschaft entwickelt hat. Vorher hatte sie immer wieder versucht, junge Deutsche kennenzulernen. Aber irgendwie hat es nie so richtig geklappt. Mit Janne hat sie sich aber sofort richtig gut verstanden. Beide sagen, dass es fast nichts gibt, worüber sie nicht gemeinsam reden können. „Wir sprechen viel über unsere Kulturen und Unterschiede, Traditionen, Religionen und Familie. Über Marokko wusste ich zum Beispiel vorher fast gar nichts“, erzählt Janne. Und auch Omayma lernt von Janne viel über Deutschland. Zum Beispiel erzählt sie, dass ihre Professorin in der Uni ganz erstaunt war, als sie wusste, warum wir den Reformationstag feiern. Noch sprechen sie viel auf Englisch, aber Janne ist ziemlich beeindruckt, wie schnell Omayma Deutsch lernt.

Auf die Frage, was denn ein besonders schönes gemeinsames Erlebnis war, antwortet Omayma begeistert: „Eigentlich alles! Jedes Mal, wenn wir uns sehen, machen wir etwas Schönes. Wir lernen voneinander und es bringt immer Spaß, wenn wir uns sehen!“ Dass sie die gleichen Bücher lesen und Filme schauen verbindet Omayma und Janne sehr. Für Janne bedeutet ihre Freundschaft zu Omayma außerdem „über den Tellerrand hinauszuschauen“ und die marokkanische Kultur zu erleben anstatt nur davon zu lesen. Über den Tellerrand hinaus schauen, machen die beiden tatsächlich auch sehr oft: „Manchmal kochen wir“ sagt Omayma und verbessert nach kurzem Überlegen: „Eigentlich kochen wir sehr häufig!“. Dabei kommen kreative Menüs heraus, die aus marokkanischen und deutschen Gerichten bestehen.

Omayma schätzt vor allem auch, dass sie mit Janne so viel erleben kann und sie sehr offen für viele Ideen ist. „Jedes Mal haben wir neue Ideen, was wir machen können. Und Janne hat immer Lust und sagt einfach: Ja, lass uns das machen und dann machen wir das. Das ist wirklich toll!“. So möchte Omayma Janne auch gerne irgendwann einmal ihr Heimatland Marokko zeigen. Darauf ist Janne auch sehr gespannt. Bis dahin haben die beiden aber noch viele andere Pläne, was sie gemeinsam erleben können: vielleicht einmal nach Dänemark ans Meer, oder eine Städtetour durch Deutschland, oder oder oder…

 

Interview und Text: Julia Schaller

Foto: Felizitas Brinkmann

Timon und Salar

Salar und Timon sind seit knapp einem Jahr ein Tandem bei kulturgrenzenlos.

Timon lebt seit zwei Jahren in Kiel. Er studiert Politik und Spanisch an der CAU. Salar wohnt seit 1,5 Jahren in Kiel. Er macht gerade einen B2-Deutschkurs. Salar ist Kurde aus dem Norden des Irak. In seiner Heimat hat er Mathe studiert und … Öl. „Du hast Öl studiert?“ Timon lacht und sagt zu Salar: „Du hast studiert, wo man Öl findet, wo Ölfelder sind und welche Bestandteile das Öl hat. So ein bisschen wie Geografie, richtig?“ Salar ergänzt: „Genau, wie ein Ölingenieur.“ In Kiel möchte Salar nach dem Deutschkurs eine Ausbildung machen. Er weiß noch nicht so genau, als was. Timon und Salar überlegen gemeinsam, welche Möglichkeiten es gibt.

Das erste Mal haben sie sich im November 2019 bei uns in der Alten Mu getroffen. Seitdem ist zwischen ihnen eine Freundschaft entstanden. „Wir treffen uns nicht regelmäßig. Also mal treffen wir uns in der Woche zwei Mal, mal drei Wochen nicht.“, beschreibt Timon ihren Kontakt im Tandem. „Es kommt darauf an.“, bestätigt Salar. „Wir treffen uns zum Kaffee, wenn wir uns länger nicht gesehen haben und gucken einfach, was gerade abgeht. Und dann reden wir zum Beispiel auch über [Salars] Familie, weil Corona im Irak ja zurzeit auch ganz schlimm ist.“ Salar hat Timon auch viel darüber erzählt „wie verzwickt“ die politische Lage in Kurdistan ist.

Zu Partys sind die zwei schon gemeinsam gegangen. „Salar kennt auch schon einige meiner Freunde“, erklärt Timon. Sie treffen sich gerne im Schrevenpark oder in Timons WG. Dann spielt das Tandem zusammen X-Box oder Playstation. Shisha rauchen sie auch gerne. Salar lacht: „Timon ist Deutscher, aber er hat eine Shisha zuhause.“ Oder sie schauen mit Timons Mitbewohner gemeinsam Fußball. „Salar ist ja Fußball-verrückt.“, sagt Timon. „Und durch Salar gucke ich jetzt auch wieder mehr Fußball.“ Die beiden schauen aber nicht nur Fußball, sondern treffen sich besonders gerne auch zum Fußballspielen. Sie waren schon ein paarmal gemeinsam bei dem kulturgrenzenlos-Fußball dabei. Oder sie treffen sich mit einer anderen Gruppe von Fußball-Begeisterten. „Ja, das sind Leute, die Salar irgendwo kennen gelernt hat, alle aus Lateinamerika oder Spanien.“, freut sich Timon.

Ein Highlight für das Tandem war, als sie gemeinsam im Stadion waren, um ein Fußballspiel zu sehen. „Holstein-Kiel, ja.“ – „Das war ein Highlight.“  – „Ja, wir waren ja mittendrin. Wir saßen mit zwei Kumpels genau da, wo die ganze Pyrotechnik und sowas losgeht. Die ganze Zeit springen… und Fangesänge haben wir geübt. Ich war danach heiser.“, erzählt Timon. Salar ergänzt: „Wir hatten keine andere Liebe – nur Holstein-Kiel… Und am Ende 1 – 1 … wir haben nicht gewonnen…“ Beide lachen.

Auf die Frage, was sie voneinander gelernt haben, antwortet Timon: „Salar versucht mir auch teils mit Erfolg, teils nicht mit Erfolg, Sprichwörter beizubringen auf Kurdisch oder auf Arabisch. Und ich lern‘ die dann ganz ganz langsam.“, lacht Timon. Salar erzählt Timon außerdem viel darüber, wie Gastfreundschaft im Irak oder Kurdistan aussieht. „Wenn wir bei uns was zu trinken anbieten, sagen wir noch fünfmal: Wieso trinkst du nicht? Trink! TRINK! Und am Ende trinkt er“, lacht Salar. Timon erklärt, dass er versucht, das, was Salar ihm erzählt, selber mit seinen Freunden umzusetzen. Er möchte seine Freund*innen jetzt zum Beispiel öfter mal einladen und mal für einen „Kumpel“ kochen. Timon sagt, dass er dank Salar Kiel besser kennenlernt. „Ja, du warst mit deinem Fahrrad unterwegs und kanntest den Weg nicht. Ja, du hast mich gefragt, wo das Rathaus ist.“ Das Tandem lacht. „Ja und das ist immer noch so. Du musst mir immer noch die Buslinien erklären.“

Text und Bild: Marieke Stöhr

Tandemworkshop zum Thema „Interkulturelle Kommunikation“

Ein Erfahrungsbericht von Julia, die aktuell ein Praktikum bei kulturgrenzenlos macht:

kulturgrenzenlos – da steckt Kultur ja schon im Namen. Was genau ist aber Kultur? Und welche Bedeutung hat sie für unser Miteinander? Diese Fragen haben wir uns bei unserem Tandemworkshop zum Thema „Interkulturelle Kommunikation“ im Oktober gestellt.

Los ging es mit Musik und ein paar Fragen zum Kennenlernen und der Frage, was Kultur für uns bedeutet. Dabei haben wir herausgefunden, dass Kultur ganz unterschiedliche Bereiche hat. So verstehen wir unter Kultur zum Beispiel Werte und Moralvorstellungen, aber auch Essen, Musik oder Humor gehören zu der Kultur dazu. Es war wirklich sehr spannend zu sehen, welche unterschiedlichen Begriffe uns eingefallen sind. Im Anschluss wollten wir ein bisschen Ordnung in unser „Wörterchaos“ bringen. Dazu haben wir die Begriffe in das Eisbergmodell geordnet. Nach diesem Modell unterscheidet man zwischen sichtbaren Aspekten von Kultur und solchen, die nicht sichtbar sind. Meistens ist es dabei so, dass die unsichtbaren Aspekte von Kultur die sichtbaren beeinflussen. Auch darüber nachzudenken, war für uns alle sehr interessant und wir konnten uns viel austauschen und diskutieren.

Manchmal war es aber auch gar nicht so leicht, die Begriffe zuzuordnen. Nach einer kurzen gemütlichen Pause haben wir uns in kleinen Gruppen noch einmal drei besondere Bereiche von Kultur angeschaut: Zeit, Selbstwahrnehmung und Kommunikation. Hier sollten wir dann einmal für uns selbst überlegen, ob uns zum Beispiel Pünktlichkeit wichtig ist oder gar nicht. Diese Übung hat uns gezeigt, dass wir nur selten entweder das eine oder das andere sind. Die meisten von uns haben sich auf einer Skala in der Mitte eingeordnet. Am Ende hatten wir noch ein bisschen Zeit, um zu überlegen, wie wir das Gelernte für unsere Tandem-Freundschaften nutzen können.

Als Einstieg in mein Praktikum bei kulturgrenzenlos war der Workshop wirklich super hilfreich. Ich habe noch einmal verstanden, wie wichtig es ist, meine eigene Kultur und auch Persönlichkeit zu beobachten und zu verstehen. Dann fällt es viel leichter, auch andere Menschen, ihre persönlichen Geschichten und ihre Kultur anzunehmen und sich darauf einzulassen. Die vielen offenen und spannenden Gespräche haben gezeigt, dass auch alle anderen viel mitgenommen und gelernt haben an diesem Abend.

Shima und Hanna

„Wenn wir uns treffen, können wir gar nicht mehr aufhören miteinander zu reden.” Seit knapp zwei Jahren sind Shima und Hanna nun ein Tandem. Meistens treffen sich die beiden zu zweit – zum Spazieren, zum Kaffee trinken und vor allem um zu reden. Sie haben sich sehr schnell sehr gut kennengelernt. “Irgendwie passt es vom Lebenslauf und von den Interessen sehr gut”, meint Hanna. Auch Shima meint, dass sie viele Gemeinsamkeiten hätten und dass sie das jeweils andere Leben sehr interessant fänden:
Shima möchte gerne Medizin studieren und sieht sich in Zukunft in Hannas Position, denn sie studiert bereits Medizin und konnte auch schon weitere Erfahrungen im Auslandssemester sammeln.
Hanna auf der anderen Seite ist begeistert von Shimas kulturellem Hintergrund. Im Gespräch konnten sich die beiden sehr intensiv über die Politik und Geschichte Irans und Deutschlands austauschen und dabei viel voneinander lernen.

Auch auf emotionaler und kommunikativer Ebene scheinen die beiden sehr verbunden. Shima hat seit ihrer Ankunft in Deutschland sehr viel vermisst, wie z.B. ihr Studium, ihre Wohnung und einen Teil ihrer Familie im Iran. “Am Anfang hat es mir sehr geholfen, mit Hanna in Kontakt zu sein. Sie hat mich verstanden und mich immer motiviert. Durch die Treffen mit Hanna habe ich viel mehr Selbstvertrauen bekommen, mich auf Deutsch zu unterhalten.”
Schnell war für beide klar, dass sie mit ihrer Tandempartnerin auch gleich eine neue Freundin gewonnen hatten.

Auch wenn sich Hanna und Shima in der Regel zu zweit treffen, waren sie schon bei dem ein oder anderen Event von kulturgrenzenlos. Dabei gefielen ihnen besonders die Ausflüge in die Natur, z.B. die Wanderung um den Ahrensee. “Kiel hat so eine schöne Umgebung, das gerät meistens in Vergessenheit.”
Nebenbei findet Shima auch das Ideenwerk von kulturgrenzenlos sehr cool und engagiert sich dort momentan: Sie möchte ihre Leidenschaft für das Tanzen gerne weitergeben und bietet deshalb im Moment einen Workshop an, in dem sie den Teilnehmerinnen Techniken des Bauchtanzes, Bandari und des iranischen Tanzes beibringt.

Zuletzt möchte Shima noch eine Botschaft weitergeben, die ihr in der Tandemfreundschaft bewusst geworden ist: „Man muss die Beziehungen verpflanzen und bauen. Alle Menschen sollten sich in ihren Beziehungen bemühen, eine gemeinsame Sprache zu finden. Dazu zählt nicht nur eine gesprochene Sprache wie Farsi oder Deutsch, sondern die Sprache der Herzen. Dafür braucht man Energie, Zeit und Geduld.“

Interview: Ahmad Al Nouri

Text: Arvid Sprenger

Bild: Katharina Theune

Tandem und Corona? Das geht!

Das ist Sarah. Seit Februar bildet sie zusammen mit Khanim ein Tandem bei kulturgrenzenlos. Wir haben sie bei schönstem Wetter getroffen und durften einen Einblick in ihre Tandem-Freundinnenschaft und die Besonderheiten in Zeiten von Corona bekommen.

Sarah studiert Islamwissenschaft und Pädagogik an der CAU. Als sie im Februar mit Khanim vermatcht wurde, steckte sie noch voll in der Klausurenphase… und dann: kamen Ausgangsbeschränkungen, Schließung von Cafés und das Gebot, Abstand zu wahren. Das Tandemprojekt lebt normalerweise von gemeinsamen Aktivitäten. “In den ersten Wochen und Monaten konnten wir uns gar nicht treffen. Das Gute war, dass wir trotzdem über Whatsapp regelmäßigen Kontakt hatten. Der Kontakt hielt so gut, dass wir uns vor kurzem endlich zum ersten Mal treffen konnten!”

Sarah und Khanim wohnen beide auf dem Kieler Ostufer und sind zufällig sogar Nachbarinnen! Da lag ein Spaziergang durch Wellingdorf am Anfang nahe, aber auch zu einem Stadtbummel haben die beiden sich schon getroffen. “Wir sind auf jeden Fall froh, dass wir jetzt zusammen draußen etwas unternehmen können!”

Sarah und Khanim verstehen sich sehr gut. Ein besonders schöner Zufall für die jungen Frauen war, dass sie beide Arabisch sprechen. “Unsere Kulturen sind ähnlich. Wir konnten gleich viele Gemeinsamkeiten finden und die Kommunikation hat schnell und gut funktioniert.” Sie sprechen aber auch gerne Deutsch miteinander und sind damit ein Beispiel für die gelebte Sprachenvielfalt im Tandemprojekt.

Was Sarah motiviert, sich ehrenamtlich zu engagieren? Die vielen interkulturellen Erfahrungen, die sie in ihrem Leben bisher bereichert haben! „Nach meinem Abitur habe ich einen Bundesfreiwilligendienst in der Türkischen Gemeinde beim Projekt Samo.fa mitgemacht. Ich habe auch in Integrationskursen und als Sprachmittlerin gearbeitet. Das hat mir total Spaß gemacht.“ Seitdem hat Sarah total Lust auf interkulturelle Begegnungen und kann sich sogar vorstellen, in dem Bereich nach dem Studium zu arbeiten.

Auch mit Khanim hat sie noch große Pläne. “Wir haben festgestellt, dass wir beide Interesse am Reiten haben. Wir konnten es aber noch nie ausprobieren.”
Na dann bleibt uns nur noch, euch viel Erfolg bei eurem neuen gemeinsamen Hobby zu wünschen! :)

Interview: Lena Stöcker und Kathi Theune

Foto: Kathi Theune

Leon und Mohammed

Seit November 2019 sind Mohammed und Leon Tandempartner. Mohammend war schon davor bei kulturgrenzenlos aktiv – besonders die monatlichen Get Together gefallen ihm sehr. Leon kennt kulturgrenzenlos aus der Uni und weil er einfach Lust hatte neue Menschen kennenzulernen hat er sich im Tandemprojekt angemeldet. “Am Anfang hatte ich etwas Sorge, dass das sehr aufwendig wird mitzumachen, aber wie sich gezeigt hat, war das total unbegründet”, erinnert er sich. “ Wie oft, wann und wo man sich trifft ist ja total flexibel.”

Schon bei ihrem ersten Treffen in der Thinkfarm haben sie direkt gemerkt, dass sie sich gut verstehen. Sie mussten beide nie nach Gesprächsthemen suchen, sondern hatten immer was zum Quatschen. “Wir reden auch immer viel über Kultur, also darüber was es hier so in Deutschland gibt und was im Jemen, wo ich ursprünglich herkomme. Ich finde die Gespräche mit Leon super, weil ich so meine Sprache verbessern kann und viel über seinen Alltag hier erfahre.”, erzählt Mohammed. Leon stimmt ihm direkt zu: “Ich finde es immer total spannend und bereichernd mich mit Mohammed auszutauschen!”

Zum Reden und Kaffee trinken treffen sich die beiden gerne im Café MUM&DAD. Mit einem weiteren Tandem von kulturgrenzenlos haben sie bereits an einem Ausflug ins Ballett im Opernhaus teilgenommen. Und an Weihnachten ging es dann zusammen zu einer Weihnachtsfeier im Schrebergarten von Leon und seinen Freunden.

Auch die nächsten gemeinsamen Aktivitäten sind bereits geplant: Zusammen zum Spieleabend von kulturgrenzenlos gehen und einen gemeinsamen Kochabend mit dem Tandem Ibrahim und Sarah veranstalten, bei dem Gerichte aus dem Jemen zubereitet und verköstigt werden.

Wir wünschen jetzt schon einen guten Appetit und freuen uns, dass ihr ein Teil von kulturgrenzenlos seid!

Foto: Elias Tetzlaff

Interview: Marieke Stöhr, Ahmad Nouri und Lisa Nhan

Maren und Abdulaziz

Wo beginnt der Westring und wo führt eigentlich der Ostring entlang? “Das sind so Kleinigkeiten, die einem sehr helfen sich in Kiel zu orientieren”, sagt Abdulaziz, der ursprünglich aus dem Jemen kommt und erst seit Februar 2019 in Kiel wohnt. Mit seiner Tandempartnerin Maren kann er sich wohl kaum verlaufen. Denn Maren kommt aus Kiel und möchte auch nach ihrer Ausbildung bei Port of Kiel gerne hier bleiben. Abdulaziz findet das super: “Für mich ist es toll, ein Tandem mit einer Kielerin zu haben, weil sie mir sehr viel über die Stadt erzählen kann und mir auch viel hier zeigt.” 

Die beiden haben schon einiges zusammen unternommen. Sie waren zum Beispiel mal im Schifffahrtsmuseum am Hafen: “Das war sehr spannend.”, sagt Abdulaziz “Das erste Mal, dass ich in einem deutschen Museum war”. Einmal haben sie sich aber auch in FIintbek, einem Vorort von Kiel, in dem Abdulaziz zur Zeit wohnt, getroffen. Maren erzählt begeistert: “Das war ein cooler Tag. Ich bin zu meinen Eltern gefahren, die auch in Flintbek wohnen, um meine Autoreifen zu wechseln. Da kam Abdul einfach vorbei und hat mir geholfen, die Reifen zu wechseln. Danach haben wir gemeinsam mit meinen Eltern Kürbissuppe gegessen und noch etwas gespielt. Und zum Nachtisch hatte Abdul noch leckere, arabische Süßigkeiten mitgebracht.” Abdulaziz stimmt ihr zu: “Stimmt, das war sehr schön! Aber auch unsere Wanderung in Molfsee oder der Besuch im Freilichtmuseum waren super!” 

Natürlich reden sie auch immer wieder über die deutsche Sprache. “Maren ist mir eine große Hilfe beim Deutsch lernen”, sagt Abdulaziz und auch sie selbst fängt an, ganz anders über ihre Muttersprache nachzudenken. Abdulaziz lacht: “Ich habe so viel Grammatik gelernt; wenn ich einen Satz höre, dann denke ich nicht, was bedeutet das jetzt, sondern: Ah, das ist Dativ.”

Auf die Frage, was ihnen besonders gut an ihrem Tandem gefällt, antwortet Abdulaziz sofort: “Mir gefällt dieser kulturelle Austausch total und das war auch der Grund, warum ich mich bei kulturgrenzenlos angemeldet habe. Ich zeige Maren zum Beispiel auch gerne Fotos und Videos aus dem Jemen, wo ich herkomme, und auch aus Saudi Arabien, wo ich einige Jahre gearbeitet und gewohnt habe”. Und Maren ergänzt: “Besonders cool finde ich es auch, wenn er mir arabische Lieder zeigt und mir erklärt, wovon die handeln. Es ist einfach spannend, so viel Neues über eine andere Kultur zu erfahren.”

Interview und Foto: Lena Stöcker